Gründer und Motivation
Initianten und Gründer des campus vivant'e sind Haddou Mouzoun und Stefanie Itto Tapal-Mouzoun.
Haddou ist Berber aus dem Tal der Ait Bouguemez. Er verbrachte hier seine Kindheit und Schulzeit und besuchte die damals im Tal ansässige Bergführerschule. Seitdem arbeitet er als Berg- und Touristenführer.
Auf einer von ihm geführten Reise lernte er seine Frau kennen:
Stefanie Tapal-Mouzoun (Itto, wie sie hier genannt wird) ist in Deutschland geboren und aufgewachsen und absolvierte in Stuttgart ihr Innenarchitekturstudium. Während einer Studienreise zum Thema „Lehmbau“ kam sie nach Marokko. Auf ihrem persönlichen Blog www.ittosblog.wordpress.com schreibt sie über ihren Weg von Europa in den Hohen Atlas.
Gemeinsam leben die beiden seit 2005 im Herzen des Ait Bouguemez.
Sie sind inzwischen Eltern von fünf Kindern.
Das Zusammenspiel zweier Kulturen, die Elternschaft und Frage nach Beschulung der eigenen Kinder, die Arbeit im Tourismus, sowie Stefanies und Haddous Wunsch, in der Region einen positiven Beitrag zu leisten, führte zum Wunsch nach einer Verbesserung der Bildungsmöglichkeiten im Tal.
Die karge Realität der örtlichen Schulen und die Diskrepanz der Lebensumstände hier, im Vergleich zu den Städten oder Europa, entwickelte sich zur Motivation der beiden, diese Situation zu verbessern.
Kinder im Ait Bouguemez-Tal haben aus ihrem familiären und gesellschaftlichen Alltag heraus kaum Zugang zu Schrift. Die Familien leben hier noch immer in sehr einfachen und ursprünglichen Verhältnissen: ohne Bücher, Papier und Schreibmaterial. Viele Eltern, vor allem Mütter, sind Analphabeten und haben selbst keine oder nur kurze Zeit eine Schule besucht.
Die école vivante entsteht – auf zu neuen Horizonten!
Durch eine glückliche Fügung im Jahr 2007 lernten Stefanie-Itto und Haddou als Reiseleiter Schüler und Lehrer der privaten Schweizer Schule „Scuola Vivante Buchs“ kennen (Mehr Infos hierzu im Blogarchiv: https://freieschule.ch/ ), die sie anlässlich einer Marokko-Bildungsreise durch das Land führten. Dabei entwickelte sich eine große gegenseitige Sympathie und ein freundschaftlicher Kontakt und es entstand die Idee einer alternativen Bildungsmöglichkeit für die Kinder und Jugendlichen im Aït Bouguemez basierend auf den grundlegenden Fragen:
„Wie kann man bessere Lernbedingungen und eine attraktive Infrastruktur hier schaffen?
Wie kann man den Kindern modernes Wissen vermitteln ohne sie in Konflikt mit ihrer familiären Lebensweise zu bringen?
Wie kann man sie sensibel auf die sich immer schneller ändernden Lebensbedingungen vorbereiten und sie dennoch in ihrer traditionellen Verwurzelung und der Liebe zur Heimat stärken?
Wie kann man neue Möglichkeiten schaffen und bessere und globalere Zukunftschancen bieten durch eine individuelle, kreative, umfassende Bildung, die neue Horizonte eröffnet und persönliche Talente fördert?
Wie können Perspektiven für ein selbstbestimmtes Leben und Arbeiten in der Heimat geschaffen werden, damit Arbeitslosigkeit, Abwanderung und Frustration gar nicht erst aufkommen?“
Aus dieser ersten Begegnung entstand eine intensive jahrelange Zusammenarbeit mit den Schweizer Schulgründern Veronika Müller und Jürg Mäder. Mehrere Jahre Selbststudium, Coaching auf Distanz, Vor-Ort-Recherchen, das Ersuchen um behördliche Genehmigungen und die Entwicklung eines pädagogischen Konzeptes folgten.
Mit der Eröffnung der école vivante im Jahr 2010 in ihrem eigenen Wohnzimmer war der Grundstein für die heutige Bildungsstätte gelegt.
Als Eltern zweier hörbehinderter Kinder, war für Stefanie-Itto und Haddou über die Jahre klar, dass in ihrer Schule auch Platz für Körperlich beeinträchtigte Kinder geschaffen werden muss (siehe Inklusion).
Und so entwickeln die beiden seither, gemeinsam mit den Menschen vor Ort und vielen treuen Freunden aus der ganzen Welt, das schulische, aber auch das kulturelle Angebot am Campus, sowie die Infrastruktur des Ganzen, stets den realen Bedürfnissen entsprechend, weiter.
Aus der kleinen Privatschule wurde im Laufe der Jahre ein vollwertiger Lerncampus mit Vorschule, Grundschule und Mittelschule, einem Erwachsenenbildungszentrum, einer Permakultur-Forschungsstätte und einem Kulturcafé.
Die beiden sehen sich heute als Sozial- und Bildungsunternehmer und haben stets neue Visionen. All ihr Tun ist stets geprägt vom Wunsch, Menschen in die Selbstermächtigung zu bringen und Inspiration für nachhaltige Lebensweisen in der eigenen Heimat zu bieten.